Was hilft bei Pilzinfektion? Und warum gibt es keine besseren Medikamente? 

Vaginale Pilzinfektionen gehören zu den häufigsten Beschwerden im Bereich der Frauengesundheit. Dennoch steckt die medizinische Forschung auf diesem Gebiet seit Jahrzehnten fest. Viele Betroffene kennen das: Die Infektion kommt immer wieder, trotz Creme, trotz Zäpfchen. Warum ist das so? Und gibt es endlich Hoffnung auf bessere Therapien? Ein neuer Medikamentenansatz könnte tatsächlich einen echten Durchbruch bringen. Marion Noe, Gynäkologin, Expertin für Pilzinfektionen und Gründerin von ProFem liefert Antworten. 

Warum Pilzinfektionen so häufig auftreten
Drei von vier Frauen erleben im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine vaginale Pilzinfektion. Der häufigste Auslöser: Hefepilze, die eigentlich zur normalen Vaginalflora gehören, aber bei geschwächtem Immunsystem überhandnehmen. Zyklusbedingt erhöhte Anfälligkeit, Stress, Schleimhautreizungen oder hormonelle Veränderungen, all das kann dazu führen, dass die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht gerät und schmerzhafte Entzündungen entstehen. 

Wenn die Infektion chronisch wird
Während viele Infektionen gut behandelbar sind, leiden etwa fünf Prozent der Frauen jährlich an chronischen Verläufen. Die Beschwerden können dann dauerhaft oder mehrmals pro Jahr auftreten. Grund dafür ist häufig ein dichter Pilz-Biofilm, der tiefere Schleimhautschichten besiedelt und klassische Antimykotika nur unzureichend wirken lässt. Für die Betroffenen bedeutet das oft jahrelange Schmerzen, Einschränkungen im Alltag, Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr und sogar psychische Belastungen. 

Warum die bisherigen Medikamente nicht genug leisten
Herkömmliche Antipilzmittel hemmen das Pilzwachstum, können den Pilz jedoch nie vollständig beseitigen. Deshalb kommt es nach einer Standardtherapie bei rund der Hälfte aller Patientinnen schnell zu Rückfällen. Zudem sind systemische Medikamente in der Schwangerschaft und Kinderwunschphasen kaum einsetzbar. Das passiert genau dann, wenn das Infektionsrisiko besonders hoch ist. 

Eine neue Creme könnte den Wendepunkt bringen
Nach mehr als 13 Jahren Forschung steht nun ein innovatives Medikament kurz vor der Zulassung: eine Kombinationscreme, die nicht nur das Pilzwachstum hemmt, sondern auch die Anhaftung der Pilzsporen verhindert und die Entzündungsreaktion reduziert. Dadurch kann die Schleimhaut heilen und der gefährliche Biofilm wird langfristig zurückgedrängt. Erste Studiendaten zeigen eine deutliche Verbesserung, nicht nur der Symptome, sondern auch der Lebensqualität. Außerdem ist die Creme lokal wirksam und soll auch bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft angewendet werden können. Die Creme mindert auch die Rückfälligkeit. 

Frauengesundheit braucht mehr Aufmerksamkeit
Die Entwicklung des neuen Medikaments zeigt vor allem eines: In der Gynäkologie wurde viel zu lange zu wenig geforscht. Trotz Hunderten Millionen betroffener Frauen jährlich hat sich das Behandlungsfeld jahrzehntelang kaum weiterentwickelt. Umso bedeutender ist es, dass nun Bewegung in dieses Thema kommt. Betroffene dürfen hoffen, dass chronische Pilzinfektionen bald deutlich besser behandelbar sein werden. 

 

Hier finden Sie den Artikel vom "Der Standrad" vom 27.11.2025.


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