Im Interview: Seppi Sigl über Trumer Bier, Nachhaltigkeit und Innovation

Mit einer über 400-jährigen Geschichte und einer klaren Vision für die Zukunft steht die Trumer Privatbrauerei heute wie kaum ein anderes Unternehmen für die gelungene Verbindung von Tradition und Innovation. Im Interview verrät Seppi Sigl, Geschäftsführer in der achten Generation, wie Trumer nachhaltiges Brauen, regionale Verantwortung und neue Trends vereint, um eine zukunftssichere Braukultur zu schaffen. Werfen Sie mit uns einen Blick hinter die Kulissen einer Brauerei, die Regionalität und modernen Anspruch neu definiert – und erfahren Sie, warum Trumer mit Projekten wie der eigenen PV-Anlage und dem innovativen Hafer-Gersten-Drink „SIGL Bio“ für die Zukunft bestens gerüstet ist.

Trumers Weg in die Zukunft: 9 Fragen an Seppi Sigl

CONDA: Trumer Bier ist eine Traditionsbrauerei mit einer jahrhundertelangen Geschichte. Wie haben Sie es geschafft, die Werte des traditionellen Bierbrauens mit modernen Anforderungen zu verbinden?
Seppi Sigl: "Nachhaltigkeit im Familienunternehmen heißt auch immer mit der Zeit zu gehen – sonst wäre das Unternehmen nicht überlebensfähig. Daher denke ich, dass wir immer schon am Puls der Zeit waren. Aktuelle Anforderungen wie Nachhaltigkeit sind mir einfach ein großes Anliegen und das versuchen wir umzusetzen."

Mit dem „SIGL Bio Hafer & Gerste“-Drink haben Sie als erste Brauerei eine pflanzliche Milchalternative entwickelt. Wie sehen Sie das Potenzial dieses Marktes und wie sieht die Zukunftsstrategie dahinter aus?
"Der Markt pflanzlicher Lebensmittel ist ein spannender Wachstumsmarkt mit jährlichen Zuwachsraten. Wir wollen hier eine regionale Alternative zu den anderen Alternativen am Markt bieten, um den Konsument:innen echte Regionalität zu ermöglichen. Wir werden uns strategisch immer mehr mit dem Thema pflanzliche Lebensmittel beschäftigen und dieses Segment zu einem zweiten Standbein aufbauen."

Thema Regionalität - inwiefern bezieht sich das auf die Rohstoffauswahl?
"Wir haben gerade ein regionales Projekt gestartet, im Rahmen dessen wir alte Sorten von Bio-Gerste mit einigen Bauern rund um die Brauerei anbauen wollen. Dies wird unsere Verankerung in der Region noch weiter stärken, gleichzeitig entsteht eine neue spannende Vielfalt."

Wie sehen Sie den Trend hin zu weniger alkoholischen Getränken?
"Grundsätzlich denke ich, dass alkoholfreie Biere und auch Leichtbiere ein tolles Potential in der Zukunft haben. Alkoholfreies Bier schmeckt heutzutage wirklich gut und hat zudem viel weniger Kalorien als Limos oder Säfte. Wir werden uns hier mehr und mehr engagieren und ein spannendes Sortiment entwickeln."

Sie haben einmal erwähnt, dass Bier heutzutage einen anderen Stellenwert hat und bewusster konsumiert wird. Wie sehen Sie die Entwicklung des Marktes in den nächsten Jahren?
"Ich denke es gibt eine immer größere Zielgruppe, die bewusst hinschaut und hinterfragt, wo ihr Bier herkommt. Diese Wertschätzung hat die Craft Bier Bewegung befeuert – auch wenn der Craft Bier Trend per se in Österreich nie richtig Fahrt aufgenommen hat. Wir wollen herausragende Biere für Menschen, die Lebensmittel wertschätzen, produzieren und uns mit Mut und Haltung für eine lebenswerte Zukunft einsetzen. Gute Lebensmittel sind ein enorm wichtiger Beitrag zu einer gesunden Zukunft."

Einer der Schwerpunkte des Crowdinvestings ist der Ausbau der Lagertankkapazitäten, um dem Slow Brewing-Ansatz gerecht zu werden. Können Sie uns mehr über die Vorteile dieser Investition erzählen?
"Echt gutes Bier braucht ausreichend Zeit zum Reifen. Da wir uns in den letzten Jahren gut entwickelt haben und organisch gewachsen sind (abgesehen von der Pandemie-Zeit), brauchen wir Lagerkapazität um die Slow Brewing Richtlinien weiterhin zu erfüllen – da machen wir keine Kompromisse. Gute Qualität setzt sich langfristig immer durch – davon bin ich überzeugt. Bezüglich Effizienz ermöglicht uns die Tankerweiterung, in größeren Chargen abzufüllen und bietet viele weitere Vorteile."

Sie sind seit vielen Jahren Teil der Trumer Bierbrauerei. Was treibt Sie persönlich an, jeden Tag mit so viel Leidenschaft dabei zu sein?
"Wenn man im Familienunternehmen aufwächst, kann man gar nicht anders - die Identifikation und Leidenschaft ist einem sozusagen in die Wiege gelegt. Es macht einfach so viel Spaß, sich für Wertschätzung für Lebensmittel, für außergewöhnliche Qualität und vor allem für eine zukunftsorientierte Unternehmenskultur einzusetzen und die positive Weiterentwicklung einer Organisation zu spüren."

Wie stark wird die Crowdinvesting-Kampagne dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsziele der Brauerei weiter voranzutreiben und welche konkreten Schritte planen Sie für die Zukunft?
"Das Crowdinvesting wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass wir unsere ambitionierten Ziele erreichen und echte Nachhaltigkeit weiter vorantreiben. Konkret wollen wir im ersten Schritt Einsparungen von Primärenergie von 20-30% durch eine neue Kälteanlage erreichen. Dies wäre ein Meilenstein, denn dann würden wir die gleiche Menge an verbrauchtem Strom in Sonnenenergie selbst produzieren."

Wo sehen Sie Trumer Bier in den nächsten 5 bis 10 Jahren, und welche Rolle spielen Investor:innen, um diese Vision zu verwirklichen?
"Wir wollen uns positiv auf allen Ebenen weiterentwickeln: Gesund wachsen, Effizienz steigern und Energieverbrauch reduzieren. Wir freuen uns, wenn Investor:innen den Weg der Nachhaltigkeit gemeinsam mit uns gehen und uns ermöglichen, dass wir die notwendigen Investitionsschritte gehen können."

Zum Abschluss noch eine Blitz-Runde:

Lieber Bier aus der Flasche oder vom Fass?
"Beides gut – kommt auf den Anlass an – Hauptsache Bier! ;)"

Ganz unter uns - Zitronenscheibe im Bier: Ja oder Nein?
"Nein. Lieber hopfenfruchtige Biere direkt genießen."

Der skurrilste Moment bei einer Bierverkostung?
"Wir hatten vor ein paar Monaten eine Bier-Yoga-Verkostung, die war eher als Kabarett aufgezogen und schon sehr lustig und skurril."